Kunst in der Kirche

Es begann im Jahr des Reformationsjubiläums.

Ich zeigte einem meiner Freunde die Kirche. Er trat ein, lobte die Stimmung im Raum und fragte
dann nachdenklich: Wo gibt es ein Kreuz oder sonst ein christliches Symbol?
Ich verwies auf die aufgeschlagene Bibel hinter dem Taufstein: «Unser Fundament ist die Bibel» sagte ich, «die ganze Bibel». Allerdings war ausgerechnet
dieses eine Symbol schlecht sichtbar und versteckt hinter dem Altar. Das wollten wir ändern.

Eine neue Bibelsäule
Und nun steht sie da: Die neue Bibelsäule. Kunstvoll und mit klaren Linien, gefertigt aus einem Eichenbrett von 4 cm Dicke und einer Länge von gegen
fünf Metern, gewachsen in unserer Umgebung, gesägt in Burgdorf, entworfen und gefertigt vom Möbelgestalter Simon Gneist aus Burgdorf.

Kerzenständer und Rednerpult
Doch wir merkten schnell einmal, dass es nicht so einfach ist, ein neues Möbel einfach dazu zu stellen. Uns wurde klar, dass wir auch die Kerzenschalen,
den Kerzenständer, die Säule mit dem Gebetsbuch und das Rednerpult erneuern sollten, damit ein gutes Gesamtbild erhalten bleibt. Nun ist
das Werk vollendet. Schauen Sie sich die neueste Kunst in unserer Kirche an! Hannes Dütschler, Pfarrer

 

Interview mit SimonGneist

Die neuen Möbel haben klare Linien und wirken sehr leicht. Warum haben Sie keine barock-geschwungen Formen gewählt?
Simon Gneist: Es soll auf einen Blick klar werden, dass etwas Neues angefertigt wurde. Ein gewisser Kontrast zwischen der barocken Kanzel und dem Rednerpult war durchaus erwünscht. Vom Material und der Farbe her habe ich eine Verbindung gesucht. Beide sind aus Eichenholz.

Sie bezeichnen sich als Möbelgestalter. Wie sind sie auf diesen Beruf gekommen?
Ich besuchte zunächst das Lehrerseminar und machte anschliessend eine Lehre als Bootsbauer. Dann kam der
Schritt in die Selbständigkeit als Möbelgestalter. Im Unterschied zum Möbeldesigner, der die Möbel «nur» entwirft und dem Möbelschreiner, der sie «nur» anfertigt, kommt bei mir alles aus aus einer Hand. Inzwischen habe ich eine eigene kleine Möbelkollektion bestehend aus Stühlen, Tischen, Betten, Sideboards und anderem. Ab und zu entstehen auch Unikate, die im Dialog mit dem Kunden und angepasst an den Raum, in dem sie einmal stehen,
geschaffen werden. Linienführung, Proportionen, Materialstärke, Oberflächenbeschaffenheit und Kantenausführung geeignet kombiniert machen ein gutes Möbel aus. Unnötiges muss man weglassen. Manchmal steht und fällt das «gut» mit dem Verschieben einer Linie um wenige Millimeter. Wenn es wirklich gelungen ist, spüre ich das sofort. Bei der Bibelsäule empfand ich dies bereits bei der Skizze auf Papier. So habe ich zunächst ein Modell im Massstab 1:5 hergestellt, damit sich die Mitglieder des Kirchgemeinderats leichter in 3D vorstellen können, was auf der Planskizze gezeichnet ist, in der Hoffnung, es gehe ihnen gleich wie mir…

Welche Maschinen kommen bei Ihnen zum Einsatz?
Da ist mittlerweile fast alles vorhanden, was heute einem Möbelschreiner zur Verfügung steht: Fräse, Hobelmaschine, Kehlmaschine, Schleifmaschine und Bandsäge. Da hat sich viel geändert. Nur das Material ist seit Jahrhunderten dasselbe. Es sind die grossen, ungehobelten Holzbretter der Bäume aus unserer Gegend. Für die Kirche fiel die Wahl auf die Eiche, die für Wertigkeit und Schönheit steht. Hannes Dütschler, Pfarrer