Kirchlein Rüti

​1275 wird das Kirchlein erstmals erwähnt. Der Bau der Kirche (damals noch Kapelle) fällt in die Zeit zwischen 950 und 1200. Wer hat die Kirche gebaut? Wir wissen einzig, dass der „Kirchsatz“ – die Aufsicht und der Besitz – in dieser Zeit von einem Bürger oder einem Adeligen aus Burgdorf wahrgenommen wird.

Aus dieser Zeit und im romanischen Stil ist noch ein einziges Fenster erhalten, das allein von innen sichtbar ist. Der heutige Bau zeigt uns zwei Generationen von Fenstern, zwei verschiedene Konzepte des Lichtes, das romanische und das barocke Lichtkonzept (das gotische fehlt).

 

  1. Die romanische Kapelle

Wie eine Burg sollte die Kirche den Menschen Schutz geben – im wörtlichen wie im übertragenen Sinn. Die Mauern sind dick und die Fensteröffnungen klein, das Innere dunkel, ein wenig wie bei Jona, der drei Tage im Bauch des Wales verbrachte und dort die wichtigste Wandlung seines Lebens vollzog und zu Gott zurückfand.

Romanische Kirchen sind nach Osten ausgerichtet, zum Morgenlicht der aufgehenden Sonne hin, denn Christus ist das Licht. Die Kirche orientiert sich auf Christus hin, nimmt das Licht der aufgehenden Sonne – Christus – in sich auf. Die Fensteröffnungen im Chor lassen am meisten Licht in den Raum und geben die Orientierung. Wer in der Kirche betet, tut dies gegen Osten in Richtung Jerusalem, zum Licht hin, dort wo Jesus auferstand. Heute sind diese Chorfenster nur noch in einer späteren Form, der barocken erhalten.

 

  1. Die gotische Kapelle

Im 13. bis 15. Jahrhundert wird die Kirche dem neuen Stil, der Gotik, angepasst. Die Verantwortung für die Kirche wechselt vom Emeritenhaus Witebach LU zum Deutschordenshaus in Bern.

  • Das Kirchenschiff wird gegen Norden (linker Hand) und Westen (gegen hinten) erweitert.
  • Der Chor wird höher gemacht.
  • Wahrscheinlich stammt auch der Turm aus dieser Zeit (ca. 1490).

Die Theologie der Gotik lässt sich mit zwei Adjektiven zusammenfassen: heller und höher. Auch unsere Kirche erhält in dieser Zeit grössere und mehr Fenster. Seit dem 13. Jahrhundert beginnen die Menschen die Natur, die Zeit, ja sogar Gott mit neuen Augen zu sehen. Die Kirche ist nun das „himmlische Jerusalem“ vor Ort.

 

  1. Die barocke Kirche

In dieser Zeit werden die Fenster nochmals vergrössert und vermehrt, so dass mehr Licht ins Innere gelangt. Hell soll es sein in der Kirche. Hell und klar soll darin das Wort Gottes verkündet werden.

Aus dieser Zeit 1530-1800 stammt auch die Portlaube, die wohl vor allem mit dem Wachstum der Bevölkerung zusammenhängt. Seit da hat die Kirche einen eigenen Pfarrhelfer.

 

  1. Moderne

Bis 1938 ist das Kirchlein der Kirchgemeinde Burgdorf angegliedert, seither gehört es zum Gemeindeverband Kirchberg.

 

Und was bleibt gleich in all den Veränderungen? Noch immer werden die beiden Glocken von Hand geläutet und rufen zu Trauung, Beerdigung oder zum Gottesdienst.